Skull Mountain, heute gilt's...

Endlich ist der Tag gekommen. Die Wetterverhältnisse sind stabil, die VO2-Werte im Blut sagen aus, dass wir uns gut akklimatisiert haben. Wir fühlen uns gut, die Ausrüstung ist gepackt.

Der Tag der Gipfelbesteigung!

Wir wollen den höchsten Gipfel des Kaiserstuhles in Angriff nehmen.
Mehrmals sind wir schon gescheitert, da wir zu früh eingekehrt sind.
Typischer Anfängerfehler, dass passiert uns dieses Mal nicht!

Es läuft gut am Anfang, die ersten 200 Höhenmeter haben wir recht schnell bewältigt. Hier zahlt sich aus, dass wir schon kurz nach Mitternacht  Mittag aufgebrochen sind.


Wir machen nur eine kurze Trinkpause, dass Wasser ist zum Glück nicht eingefroren. Das hätte den sofortigen Abbruch bedeutet!
Am höchsten Sattel fällt die Orientierung schon schwer. Nein, der Gipfel auf dem Foto ist es nicht, wir müssen genau in die andere Richtung, da wir die schwere Nordroute ausgewählt haben.


Es war richtig, dass wir uns so gut vorbereitet haben. Hier sind schon viele gescheitert. Und wenn man dann doch vor lauter Konzentration auf die Schritt- und Atemfrequenz eine Abzweigung übersieht, dann warnt die Überlebensuhr am Handgelenk dank GPS mit heftigen Vibrationen vor dem Abgrund falschen Weg.

Auf dem Gipfelgrat geht es nun steil bergauf. Das Herz rast, Wahnsinn, 138er Puls! Ein Auge ist immer auf die angezeigte Herzfrequenz gerichtet, das andere auf den Weg. Jetzt heißt es, die wenigen, verbleibenden Reserven gut einzuteilen!

Die Erstbesteiger haben den Grat gut markiert. Bei schlechtem Wetter wäre dies unsere Lebensversicherung.


Ansonsten sind wir natürlich "by fair means" unterwegs. Bohrhaken sind absolut tabu!

Nach endlosen Stunden ist es dann irgendwann soweit, der Gipfelturm kommt in Sicht. Über ihm nur noch der unendliche Himmel.


Mit letzter Kraft erklimmen wir die in Eis geschlagenen Stufen, es kommt uns vor, wie eine Ewigkeit.

GESCHAFFT!

Wir haben den Totenkopf bestiegen! Nomen est omen, schon zu vielen ist der Berg zum Verhängnis geworden.


Ein eisiger lauwarmer Wind bläst uns ins Gesicht, daher können wir die grandiose Aussicht nur kurz genießen. Schon bald müssen wir den beschwerlichen Rückweg über die Südroute antreten. 
Hunger und Durst machen uns fast wahnsinnig!
Je tiefer wir kommen, desto klarer werden die Sinne. Der Sauerstoffpartialdruck hat bald einen unkritischen Wert erreicht, wir haben die Todeszone den bewaldeten Bereich verlassen.

Glücklicherweise gibt es hier oben Einheimische, die vom gar nicht kargen Weinanbau leben. Sie sind auch so freundlich, Fremden Speis und Trank anzubieten. Da unsere Vorräte erschöpft sind, nehmen wir das Angebot gerne an.


Als wir wieder aufbrechen, steht die Sonne schon tief am Horizont. Jetzt noch einmal volle Konzentration, denn mehr als 60 % der Unfälle passieren beim Abstieg!
Der Weg ist teilweise nicht zu erkennen und dann eng, dunkel und voller Dornen und Brennnesseln.


Den Einstieg in diesen gefährlichen Hohlweg hat auf dem Bild bestimmt kaum einer gesehen.
Er ist halb links unter dem Buschwerk versteckt.
Aber einem alten Trapper kann man so schnell nicht in die Flinte pissen, ich erkenne den Weg und führe die andere Hälfte des Teams sicher zum Womo zurück...


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