Tief in der Camargue

Heute wollen wir ins Zentrum der Camargue. Es gibt zur Zeit keine Mücken und kaum Touristen, da können wir uns auch auf die kleinen Straßen wagen. In der Saison ist das nicht möglich, da bildet sich bei den ersten 3 Flamingos bereits ein Stau, an dem man mit einem Womo nicht vorbei kommt.

Die Stiere schauen heute nicht sehr freundlich, vielleicht wissen sie, was wir gestern auf dem Teller hatten.
Wir fahren nach Saintes-Maries-de-la-Mer, einem Touristenort am Meer, der mangels Bausünden im Winter zumindest einen gewissen Charme hat. Er hat eine Stierkampfarena (für die französische Variante) und auch sonst wird man im Ort überall auf den Stier hingewiesen. Ich verbinde aus der Kindheit eigentlich nur weiße Pferde mit der Camargue, doch hier vor Ort ist das schwarze Tier eindeutig die Attraktion.

Der Mistral weht heftig und es sind nur 6 C. So langsam sind auch wir angezogen wie Russen bei -30C... So stellen wir uns Borkum im Winter vor. 😃
Der Strandspaziergang ist daher recht kurz und wir wir schlendern durch die windgeschützten Gassen. Die Fressmeile muss bei höheren Temperaturen sicherlich ansehnlicher sein als jetzt, aber immerhin haben viele Restaurants offen. Wir wärmen uns schließlich bei einem Mittagsmenü hinter Windschutzfolie in der Sonne. Seeehr angenehm dort.
Wir probieren mal wieder etwas Neues aus: Tellines!
Diese kleinen Muscheln haben eher einen Spaßfaktor als einen Sättigungsfaktor, schmecken aber prima. Zum Hauptgericht gibt es Gardianne de Taureau. Das war gestern auch schon auf der Karte, da wussten wir aber noch nicht, was es ist. Daher nehme ich den Stiereintopf heute. Leeecker!

Am Nachmittag zuckeln wir dann gemächlich über die Wege am Wasser, das Tele immer schussbereit. Die Landschaft wirkt archaisch, doch viel Federvieh ist nicht unterwegs. Die im Reiseführer beschriebenen Vögel sind wohl gerade nicht hier. Bei dem Wind und den Temperaturen kann ich das voll verstehen.

Aus Gründen der Reminiszenz fahren wir noch ein kurzes Stück zum Strand von Piemanson. Wohnmobilisten bekommen jetzt bestimmt feuchte Augen, für die Anderen hier die Erklärung: Dieser Strand war wohl der letzte in Westeuropa, an dem das Befahren und "wildes Camping" erlaubt waren. Auch wir standen hier vor ca. 10 Jahren einmal einsam an den Dünen...
Heute ist nur noch ein riesiger eingepfählter Parkplatz erreichbar, und dieser muss bis 22:00 Uhr geräumt werden.
Tel Aviv, wie der Franzose sagt, und schon fahren wir in den Sonnenuntergang. ..

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