Ein ganz ruhiger Tag

Irgendwie hat die letzte Mistral-Nacht heute ihren Tribut gefordert. Wir liegen tatsächlich rund 10 Stunden im Bett. Aber heute ist ja Sonntag und man darf ruhig ausschlafen. Am Morgen ist es noch kühl, aber durch das Fenster wärmt die Sonne schon beim Frühstück.
Die letzten Jahre wachten wir an diesem Tag oft im Elsass auf. Dann hieß es nach Hause fahren, da am nächsten Tag ja wieder.........
Aber das ist nun Vergangenheit, und wir müssen uns wieder einmal angrinsen. Auch nach einem halben Jahr ist das für uns immer noch die leichteste Übung.
Irgendwie haben wir gestern doch noch etwas vom Mistral mitgenommen. Es wird ein klein wenig windig, und irgendwie finde ich die gerade ausgesuchte Radtour nun doch nicht mehr so interessant. Nach einer halben Stunde über dem Straßenatlas (old school, ich weiß, aber ich kann diesen wenigstens noch bis in alle Feinheiten lesen. Google Maps enthält mindestens 95 % weniger Inhalt) habe ich einen kleinen Ort im Massif des Maures als neuen Zielpunkt auserkoren.
Der Weg dorthin ist die reinste Sightseeing-Tour und die Straßen sind leer. Ist auch verständlich, denn Sonntag Mittag gehen viele Franzosen mit der Familie oder mit Freunden Essen. Gut, dass man sich noch auf manche Dinge verlassen kann.
In Collobrieres werden wir freundlich überrascht. Die Gemeinde hat den Schildern nach zu beurteilen einen neuen Stellplatz ausgewiesen. Und dieser besteht einfach nur aus einem Stück Wiese! Das ist natürlich ganz nach unserem Geschmack. Keine Käfighaltung auf Schotter, bei der ich beim Nachbarn das Verfallsdatum auf der Frühstücksmarmelade lesen kann. Und wir sind auch die Einzigen.
Prima, nun ist Zeit, den Ort zu erkunden. Wir merken bald, dass wir wohl in der Hauptstadt der Esskastanien gelandet sind. 2 kleine Läden sind noch offen. In dem einen kaufen wir Creme de Marrons, in dem anderen gibt es Marroneneis. Und dieses haut uns echt vom Hocker. So etwas geschmacklich intensives hatten wir noch nie!!! GÖTTLICH
Die Sonne ist inzwischen untergegangen und von den mittäglichen 15,5 C ist nichts mehr übrig. Die Lage der Restaurants ist wie in Marseillan, d.h. alle sind geschlossen. Der ganze Ort hat eine Menge vom Dornröschenschlaf abbekommen, wirkt aber sehr authentisch.
Brigitte hat die gute Idee, in einer Bar einen Kir mit Kastanienliqueur zu bestellen. So sitzen wir bald auf einem viel zu weichem Sofa, genießen den Kir und schauen dem Treiben in der Bar zu. Dieses Treiben alleine wäre schon fast ein Kapitel in einem Roman wert. Wer so etwas nicht kennt, hat definitiv etwas verpasst. Selbst wenn man das Gemurmel nicht versteht, bekommt man durch die Gestik so viel mit. Vielleicht macht es auch gerade das aus, denn in deutschen Dorfkneipen geht es sicherlich auch so zu, aber es wirkt auf uns eigentlich immer anders.

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